Fernwärme
In dicht bebauten Gebieten sind Fernwärmenetze für eine erneuerbare Wärmeversorgung zentral. Über sie lassen sich verschiedene lokale Energiequellen erschliessen, die sonst kaum wirtschaftlich nutzbar wären. In Birsfelden bieten sie so die Chance, ganze Areale und Quartiere zu dekarbonisieren und somit massgeblich zum kommunalen Netto-Null-Ziel beizutragen. Deshalb sollen der Wärmeverbund der AEB Alternativ-Energie Birsfelden AG sowie der Wärmeverbund Lehenmatt Birs (wvlb) der Industriellen Werken Basel (IWB) und der ADEV-Energiegenossenschaft ausgebaut werden. Zusätzlich wird ein neuer Wärmeverbund durch Climatch aufgebaut.
Liegt mein Haus in einem Fernwärmegebiet?
Fernwärme kurz erklärt
In Fernwärmeverbünden wird Energie zentral produziert und über Leitungen an angeschlossene Liegenschaften geliefert. Als Trägermedium für die Wärme wird in den Leitungen meist Wasser verwendet. In der Liegenschaft wird die Wärme mit einer Übergabestation abgenommen und fürs Heizen und Warmwasser innerhalb der Liegenschaft über das eigene Sekundärnetz verteilt. Die Übergabestation regelt selbstständig, wie viel Wärme die Liegenschaft braucht. Das erkaltete Wasser wird anschliessend wieder zurückgegeben und zur Wärmezentrale des Fernwärmeverbundes zurückgeleitet.
Der Aufbau eines Fernwärmenetzes und der Leitungsbau sind relativ aufwendig. Deshalb lässt sich ein Verbund nur in Gebieten wirtschaftlich betreiben, welche dicht besiedelt sind und so einen hohen Wärmebedarf pro Flächeneinheit aufweisen. In Birsfelden trifft dies auf einen Grossteil des Gemeindegebietes zu.

Vorteile von Fernwärme
Mit einem Fernwärmeanschluss profitieren Sie von folgenden Vorteilen:
- Klimafreundlich und lokal: Sie senken die CO2-Emissionen und nutzen regionale Energien. Fernwärme bringt bis 2050 bis zu 100% erneuerbare, lokale Wärme in Ihr Haus. Die regionale Wertschöpfung wird gesteigert.
- Konkurrenzfähig und kalkulierbar: Der Wärmepreis wird vertraglich festgelegt, er ist konkurrenzfähig und auf lange Frist abgesichert. Lokale Wärme macht unabhängig von Gas- und Öl-Importen und entsprechenden Preisschwankungen.
- Komfortabel und sorglos: Die Wärmebereitstellung wird extern sichergestellt. Sie haben garantiert immer warm. Ständige Fernüberwachung und ein 24-h-Pikettdienst sorgen für stetigen Wärmefluss.
- Sauber und platzsparend: Sie lagern keinen Brennstoff mehr bei Ihnen im Haus, es entstehen keine unangenehmen Gerüche oder Schmutz. Die Installation braucht auch für ein Mehrfamilienhaus etwa so viel Platz, wie eine Waschmaschine mit Tumbler.
Bestehende Wärmeverbünde und Übersichtskarte
In Birsfelden werden aktuell zwei Fernwärmenetze betrieben und ein drittes kommt hinzu.
Der Wärmeverbund AEB wird von Primeo Energie betrieben und besteht seit 1985. Aktuell versorgt der Wärmeverbund rund 1'800 Wohnungen, Schulhäuser und andere Liegenschaften und deckt damit einen bedeutenden Teil des Wärmeverbrauchs nördlich der Hauptstrasse/Hardstrasse ab. Der Wärmeverbund liefert aktuell etwa 24 GWh Wärme, wobei der erneuerbare Anteil knapp 65 % beträgt. Hauptquelle für den Wärmeverbund ist die Abwärme aus dem Wasserkraftwerk Birsfelden, zusätzlich wurde 2024 ein Holzheizkessel in Betrieb genommen, womit sich der erneuerbare Anteil weiter erhöht. Die Bedarfsspitzen im Winter werden aktuell noch mit Ölkesseln abgedeckt, welche mittelfristig ersetzt werden sollen.
Der Wärmeverbund Lehenmatt Birs (WVLB AG) versorgt das Lehenmattquartier in Basel seit 2022 mit erneuerbarer Wärme. Das Unternehmen gehört den Industriellen Werken Basel (IWB) und der ADEV-Energiegenossenschaft. Ende 2022 wurde die erste, grosse Leitungsbau-Etappe abgeschlossen. Der Wärmeverbund soll in den kommenden Jahren sukzessive weiter ausgebaut und nach Birsfelden erweitert werden (insbesondere im Bereich der Birseckstrasse) . Als Hauptwärmequelle wird das gereinigte Abwasser aus der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Birs verwendet. Die Ausdehnung des Wärmeverbunds ist abhängig davon, dass sich genügend EigentümerInnen für einen Anschluss an die Fernwärme entscheiden.
Zusätzlich entsteht derzeit ein dritter Wärmeverbund in Birsfelden. Die Climatch AG, Teil von Swiss Life Asset Managers, arbeitet aktuell an der Entwicklung eines Fernwärmenetzes, das Liegenschaften im südlichen Ortsteil zwischen Freuler- und Salinenstrasse mit Wärme versorgen soll. Dabei soll insbesondere das Wärmepotenzial der Grundwasserquelle am Burenweg sowie ergänzend der Einsatz von Luft-Wasser-Wärmepumpen genutzt werden. Auch in diesem Fall hängt die Realisierung und Ausdehnung des Wärmeverbunds davon ab, dass sich genügend Eigentümerinnen und Eigentümer für einen Anschluss an die Fernwärme entscheiden.
Entsprechend der mit AEB, wvlb und Climatch unterzeichneten Absichtserklärung, sollen diese drei Wärmeverbünde bis spätestens 2035 zu mindestens 80 % (oder mehr) aus Abwärme und erneuerbarer Energien betrieben werden. Bis 2050 wird eine vollständig fossilfreie Wärmeerzeugung angestrebt.
Weiterführende Links
- Wärmeverbund Alternativ-Energie-Birsfelden (AEB)
- Wärmeverbund Lehenmatt Birs AG (wvlb)
- Wärmeverbund Scheuerrain – Climatch
- EnergieSchweiz Erklärfilm: Heizen mit Fernwärme – so funktioniert es
- Wer weitergehende Informationen zum Thema Fernwärme sucht, wird im Themenheft «Thermische Netze» des Faktor Verlags fündig.
- FAQs